50 Jahre Kreisheimatpflege Kronach:
Bernd Graf hat zur Erfolgsgeschichte beigetragen
Unter Zugrundelegung der Jahreszahl 1962, als mit dem populären Frankenwald-Heimatdichter Andreas Bauer erstmals ein ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger des Landkreises Kronach bestellt worden war, wurde am 19. November 2012 im Wasserschloss Mitwitz das Jubiläum „50 Jahre Kreisheimatpflege Kronach“ gefeiert (Foto unten). Wie Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold dabei betonte, sei in diesem halben Jahrhundert ein solides Fundament geschaffen worden, auf das der Landkreis stolz sein könne. Besonders hob Dippold den langjährigen und von Fachkompetenz geprägten Einsatz der ehrenamtlichen Kreisheimatpfleger Roland Graf und Siegfried Scheidig und das von Bernd Graf in der Geschäftsstelle der Kreisheimatpfleger mitbetreute Netzwerk der lokalen Heimatpflege hervor. Als ein „Erfolgsmodell, von dem sich andere Landkreise eine Scheibe abschneiden könnten“, bezeichnete Dr. Thomas Gunzelmann vom Landesamt für Denkmalpflege die Kreisheimatpflege im Landkreis Kronach. Wie Jutta Laczó als weitere Stellvertreterin des am Veranstaltungstag erkrankten Landrats Oswald Marr unterstrich, sei es „dem Idealismus, der Kompetenz und der Beharrlichkeit unserer Kreisheimatpfleger und ihrer Mitstreiter“ zu verdanken, dass man im Rückblick auf „50 Jahre Kreisheimatpflege Kronach“ von einer Erfolgsgeschichte sprechen könne.
Geschäftsstelle der Kreisheimatpfleger
Der für die Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes zuständige Bernd Graf begann Mitte der 1980er Jahre mit dem Aufbau einer Geschäftsstelle der Kreisheimatpfleger. Er fungierte von da an als Bindeglied zwischen der Kreisverwaltungsbehörde und dem Arbeitskreis für Heimatpflege, in den er sich auch ehrenamtlich einbrachte, sowie zwischen den Kreisheimatpflegern und den Sachgebieten des Amtes. 1985 führte er in der Lokalpresse die redaktionelle Rubrik „Unser Landkreis Kronach – Heimat- und Kulturpflege“, 1987 für in der Heimatpflege ehrenamtlich Tätige die Infoblätter „Heimatpflege aktuell“ ein. Bei der Oberfranken-Schau 1986 in Kronach war der von Graf betreute Stand des Landkreises auch heimatpflegerischen Fachthemen gewidmet. Als der Kreisschul- und Kulturausschuss im Dezember 1988 die künftige Regelung für die Kreisheimatpflege beriet, wies Landrat Dr. Heinz Köhler darauf hin, dass Bernd Graf im Landratsamt die Funktion eines Geschäftsführers ausübe.
Die offizielle Bezeichnung „Geschäftsstelle der Kreisheimatpfleger“ findet sich beispielsweise 1992 im Aufgabenkatalog des Sachgebiets „Archivpflege, Schlossverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit“ oder zehn wie auch zwanzig Jahre später im Aufgabenkatalog des Sachgebiets „Pressestelle, Öffentlichkeitsarbeit; Kreisheimatpflege“ (jeweils mit Bernd Graf als Sachgebietsleiter, dem unter anderem auch die Schriftleitung für die Jahrbuchreihe oblag). Die personell-organisatorische Verbindung von Öffentlichkeitsarbeit und Kreisheimatpflege trug wesentlich zu einer positiven Außenwirkung der heimatpflegerischen Bestrebungen bei. Zur Überbrückung von Vakanzzeiten nahm Bernd Graf Aufgaben einzelner Kreisheimatpfleger (z. B. auch die Betreuung des Arbeitskreises für Heimatpflege) kommissarisch wahr. Zudem galt er – besonders ab der Jahrtausendwende – als Ansprechpartner für „Mundartpflege und Mundartschreibweise“. 2008 wurde ihm die Zuständigkeit für den alljährlichen Tag des offenen Denkmals im Landkreis Kronach übertragen. Auf dem jeweiligen Tagesprogramm standen interessante, zum Teil nach neuen Konzepten ausgerichtete Veranstaltungen an verschiedenen Orten des Landkreises, die den vielen Teilnehmern ausgewählte Denkmäler, historische Stätten und Kulturlandschaftselemente nahebrachten.
Bewährtes „Kronacher Modell“ der Kreisheimatpflege
„Dass Heimat und vernetzte Welt, Regionalität und Globalität zwei Seiten einer Medaille sind, ist in unseren Tagen häufig zu hören und zu lesen“, schrieb Kreisheimatpflege-Sachgebietsleiter Bernd Graf anlässlich des 70-jährigen Landkreisbestehens 2001. „Doch wie lassen sich das Enge und das Weite am Beginn des neuen Jahrtausends identitätsstiftend verknüpfen? Was bleibt aus dem Geflecht von Wurzeln und Werten für einen zukunftsfähigen Heimatbegriff unverzichtbar?“ Diese „vielleicht hochtrabend klingenden“ Fragen fänden, so Graf, in der heimatpflegerischen Alltagspraxis immer wieder eine Konkretisierung und verlangten dabei jeweils nach einer Antwort in Wort und Tat. In diesem Zusammenhang unterstrich er, dass für die kommunale Kreisheimatpflege im Landkreis Kronach zwei Faktoren besonders wichtig seien: die bewährte Organisationsstruktur einerseits sowie Kompetenz und Engagement der aktiv Handelnden andererseits.
Als der damals neue Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Martin Wölzmüller, in Begleitung des oberfränkischen Bezirksheimatpflegers Dr. Günter Dippold dem Kronacher Landrat Oswald Marr 2004 einen Antrittsbesuch abstattete, würdigte er die in verschiedener Hinsicht vorbildliche Kreisheimatpflege im Landkreis Kronach, die aus Sicht des Landesvereins ihre Arbeit stets an den Bedürfnissen der regionalen Kultur ausrichte. Gemeinsam wurde bei dem Gespräch festgestellt, dass sich der bisweilen als „Kronacher Modell“ bezeichnete Verbund aus ehrenamtlichen Kreisheimatpflegern mit fachlichen und örtlichen Zuständigkeitsbereichen, ihrer Geschäftsstelle im Landratsamt als zentraler Leit- und Koordinierungsstelle sowie dem landkreisweiten Arbeitskreis als Bündelungsinstanz und Austauschbörse bestens bewährt habe. Für wichtig gehalten wurde dabei auch das gute Zusammenwirken mit den Fachverbänden und -behörden, Ortsheimatpflegern und örtlichen Vereinigungen in allen Fragen der Heimatpflege.
Als der Vorsitzende des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Landtagspräsident a. D. Johann Böhm, 2012 in Gehülz anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Heimatpflege-Vereins Gehülz/Seelach/Ziegelerden dessen Vorsitzendem Bernd Graf die Ehrenmedaille „Für vorbildliche Heimatpflege“ überreichte, kam er auch auf Grafs dienstlichen Einsatz bei der Kreisheimatpflege Kronach zu sprechen. Das so genannte „Kronacher Modell“ der Kreisheimatpflege – so Böhm – sei durch Bernd Grafs Arbeit „zu einem beispielhaften Zusammenwirken von Kommunalverwaltung und ehrenamtlicher Kulturpflege geworden, dessen Übernahme wir allen Landkreisen und Städten nur wärmstens empfehlen können.“
Jahrbuch mit Rückblick auf halbes Jahrhundert
Im „Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreis Kronach“ 26 (2013) ist ein ausführlicher Rückblick auf „ein halbes Jahrhundert Kreisheimatpflege“ aus der Feder von Bernd Graf enthalten. Diesem Jahrbuchbeitrag sind die obigen Textpassagen entnommen. Im Jahrbuch finden sich auch Portraits der drei Kreisheimatpfleger Roland Graf, Siegfried Scheidig und Gerd Fleischmann sowie des Kreisheimatpflege-Sachgebietsleiters Bernd Graf. Diese vier Personen standen 2012/2013 aktiv für die mittlerweile 50-jährige Kreisheimatpflege im Landkreis Kronach und hatten sich seit Jahrzehnten verdienstvoll für Heimatpflege und Gemeinwesen engagiert.
Auf hiesiger Webseite folgt unten das Portrait von Bernd Graf aus dem Jahrbuch; in diesem Buch wird dazu auch ein Foto mit folgender Erläuterung gezeigt: „Der Vorsitzende des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Landtagspräsident a. D. Johann Böhm, kam 2012 zum 25-jährigen Jubiläum des Heimatpflege-Vereins Gehülz/Seelach/Ziegelerden nach Gehülz, um dessen Vorsitzenden Bernd Graf zu ehren. Für die Heimatpflege auf Landkreisebene hat sich der Kreisheimatpflege-Sachgebietsleiter – auch über seinen beruflichen Auftrag hinaus – ebenfalls langjährig engagiert.“ Das beschriebene Foto ist im hiesigen Webauftritt-Unterkapitel auf folgender Seite zu sehen: „25 Jahre Heimatpflege-Verein: Landesvereins-Medaille für Bernd Graf“.
Portrait: Kreisheimatpflege-Sachgebietsleiter Bernd Graf
Bernd Graf (Jahrgang 1955, Wohnort Gehülz) hat seit den 1980er Jahren das „Kronacher Modell“ der Kreisheimatpflege in Theorie und Praxis maßgeblich mit geprägt. Auch hat der Diplom-Verwaltungswirt (FH) seither mit dafür gesorgt, dass die Anliegen der Heimatpflege in die Öffentlichkeitsarbeit des Landkreises und in das Verwaltungshandeln des Landratsamtes so gut wie möglich eingeflossen sind. Bei Fragen und Problemen im Zusammenhang mit Heimat-, Brauchtums- und Mundartpflege stand und steht der Kreisheimatpflege-Sachgebietsleiter als Berater bzw. Vermittler zur Verfügung. Weitere Informationen dazu und zu der von Bernd Graf aufgebauten und geleiteten Geschäftsstelle der Kreisheimatpfleger sind auf hiesiger Webseite weiter oben zu finden.
Besonders auch ehrenamtlich hat sich Bernd Graf „mit Sachverstand und Begeisterung“ für „die Heimatpflege in der näheren und weiteren Region“ engagiert, wie es der Vorsitzende des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Landtagspräsident a. D. Johann Böhm, 2012 formulierte, als er Grafs „jahrzehntelange herausragende Verdienste um die Heimatpflege, die örtliche Geschichte sowie die Bewahrung und Gestaltung regionaler Kultur“ würdigte. Beispielsweise brachte Bernd Graf beim Projekt „Lukas auf Fränkisch“, bei dem das Lukas-Evangelium in die unterschiedlichen fränkischen Dialekte übertragen wurde, die oberostfränkische Mundart des östlichen Obermain-Raums in der für den Bereich Kronach typischen Ausprägung ein. Aus Grafs Feder stammen unzählige Veröffentlichungen insbesondere zu heimatkundlichen, lokalgeschichtlichen, volkskundlichen und theologischen Themen, wobei stellvertretend das von ihm auch aktiv gepflegte Krippenbrauchtum genannt werden soll. Verschiedene Aktivitäten hat der „bekennende Franke“ zur Förderung der fränkischen Identität entfaltet.
1987 initiierte Bernd Graf die Gründung des Heimatpflege-Vereins Gehülz/Seelach/Ziegelerden, den er seither geführt hat. Für die auf den Naturraum und die Kulturlandschaft der Haßlacherbergkette ausgerichtete heimatpflegerische Vereinsarbeit hat er fachlich fundierte Konzepte entwickelt und mit Unterstützung anderer Heimatfreunde erfolgreich umgesetzt. Grafs Einsatz für seine „Haßlacherberg-Heimat“ hat besonders der intensiven Erkundung der Lokalgeschichte sowie der mittlerweile fünfbändigen Schriftenreihe und dem umfangreichen Webauftritt des Vereins gegolten. Ein besonderes Anliegen ist es ihm gewesen, die Heunischenburg bei Gehülz – ein einzigartiges, übernational bedeutsames Vorgeschichtsdenkmal – im Bewusstsein der heimischen Bevölkerung „positiv zu verankern“. Zu verweisen ist auch auf seine vielfältigen Aktivitäten in den Bereichen Brauchtums-, Mundart- und Denkmalpflege, auf nachhaltige Kooperationen zwischen der Heimatpflege und anderen Trägern des Gemeinschaftslebens sowie auf innovative und bewährte Veranstaltungsreihen. Zu nennen sind dabei zum Beispiel der „Mundart-Advent an der Heimatkrippe“ oder das unter dem Motto „Bewegung für Körper, Geist und Seele“ stehende „Nordic Walking plus“ einschließlich der „DreifaltigkeitsWALKfahrt“ im Rahmen des „Projekts Trinität“ und der österlichen „AuferstehungsWALKfahrt“, die als „der etwas andere Emmausgang“ umschrieben wurde. 2010 erfreute den Gehülzer, dass das von ihm konzipierte „Nordic Walking plus“ im Rahmen eines Wettbewerbs auf Landesebene von sportverbandlicher und sportärztlicher Seite viel Lob erfuhr. Die Rede war unter anderem von einer „einzigartigen und fantastischen Verbindung“ zwischen der Bewegung in freier Natur und kulturellen, historischen und spirituellen Inhalten.
Bereits als Jugendlicher initiierte Bernd Graf die Gründung (1972) der Arbeiter-Sport-Jugend (ASJ) Gehülz, deren „überfachliche Jugendarbeit im Sportverein“ seitens der Bayerischen Sportjugend wie auch des Kreis- und des Bezirksjugendrings als vorbildlich bewertet wurde. Laut Kreisjugendring nahm die „besonders qualifizierte“ Arbeit der ASJ einen Spitzenplatz in der Jugend- und Bildungsarbeit auf Landkreisebene ein. Seit über vier Jahrzehnten hat sich Graf intensiv in mehreren Ehrenämtern und Funktionen im Dorfgemeinschafts- und Vereinsleben von Gehülz und Umgebung engagiert, wovon auch unzählige gelungene Veranstaltungen und einige fundierte Vereinschroniken zeugen.
Aufgrund offizieller Bestellung durch den Regionalbischof hielt Bernd Graf im ehrenamtlichen Predigtdienst 25 Jahre lang (bis 2002) evangelische Gottesdienste im Dekanat Kronach und darüber hinaus. Nicht nur in der St.-Michael-Kirche Gehülz und in der Christuskirche Kronach, sondern auch in etlichen anderen Gotteshäusern und Gemeinderäumen zwischen Ludwigsstadt und Michelau kam er dabei – oft sogar zweimal an einem Sonntagvormittag – zum Einsatz. 13 Jahre lang trug er Verantwortung bzw. Mitverantwortung für die thematisch vielfältigen Veranstaltungsreihen des Evangelischen Männerwerks Kronach/Gehülz. Seit den 1970er Jahren hat er sich unermüdlich und erfolgreich für die Belebung der „ortskirchlichen Ökumene“ eingesetzt, was häufig auch mit neuen Wegen und Gestaltungsformen verbunden war.
B i s h e r i g e E h r u n g e n :
1982: Jugend-Verbands-Ehrenzeichen in Silber mit Gold der Bayerischen Sportjugend
2006: Ehrenmedaille in Silber der Stadt Kronach
2009: Verdienstnadel in Gold mit großem Kranz des Bayerischen Landes-Sport-Verbands (BLSV)
2012: Verdienstmedaille „Für vorbildliche Heimatpflege“ des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege.
50 Jahre Kreisheimatpflege Kronach: Beim Jubiläumsfestabend 2012 im Wasserschloss Mitwitz sind (von links) die Kreisheimatpfleger Roland Graf und Gerd Fleischmann, Landratsstellvertreterin Jutta Laczó, Kreisheimatpflege-Sachgebietsleiter Bernd Graf, Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold, sein Stellvertreter und Mitarbeiter Dr. Ulrich Wirz und Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig zu sehen.
Rückblick auf 2009: Landrat Oswald Marr (Zweiter von links) und Kreisheimatpflege-Sachgebietsleiter Bernd Graf (rechts) bei der Aushändigung der Berufungsurkunden an die vom Kreistag bis 2014 wiederbestellten ehrenamtlichen Kreisheimatpfleger