Aus der frühen Ortskirchengeschichte
von Gehülz und Ziegelerden
Wie nahezu alle fränkischen Ritterfamilien sympathisierten die von Redwitz mit der Reformation. Doch erst infolge des Augsburger Religionsfriedens von 1555 führten die zumeist evangelisch gewordenen oder dem Luthertum zuneigenden Angehörigen der Reichsritterschaft aufgrund ihrer Reichsunmittelbarkeit in ihren Orten die Reformation förmlich ein. Offenbar wurden die Orte im Redwitzischen Gehülz, die ursprünglich zur Pfarrei Kronach gehört hatten, auf Veranlassung der von Redwitz zu Theisenort der Pfarrei Schmölz angegliedert und – wie diese – protestantisch Die Herrschaft entschied also über die Konfession ihrer Untertanen. Der Wille des einzelnen Christen war dabei ohne Belang; ihm blieb allenfalls die Alternative der Auswanderung.
Nach langwierigen Streitigkeiten zwischen den von Redwitz und den Bischöfen von Bamberg, die infolge des Restitutionsedikts von 1629 zu einer zeitweiligen Rekatholisierung führten, schrieb der Westfälische Frieden von 1648 die Konfessionszugehörigkeit von 1624 fest, womit die Pfarrei Schmölz endgültig lutherisch war. Dem einzelnen Christen wurde nun Gewissensfreiheit in der Weise eingeräumt, dass er sich zu einer der zugelassenen Konfessionen bekennen konnte. Über die äußere Form der Religionsausübung und die rechtliche Stellung der Konfessionen (herrschende und nachstehende Konfession) bestimmte die Herrschaft. Die von den von Redwitz fortan zu duldenden Katholiken im Gehülz wurden vom 1672 gegründeten Franziskanerkloster Kronach aus seelsorgerlich betreut. Nahmen Ordensgeistliche von dort ausnahmsweise Taufen, Trauungen oder Beerdigungen an im Gehülz wohnenden Katholiken vor, waren die Gebühren hierfür an den protestantischen Pfarrer in Schmölz zu entrichten.
Als im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrere Ritteradlige wieder katholisch geworden waren – darunter auch solche mit Patronatsrechten über evangelische Pfarreien –, konnten sie die Konfessionszugehörigkeit ihrer Untertanen zwar nicht mehr in ihrem Sinn verändern, wohl aber innerhalb der evangelischen Pfarreien katholische Kuratien errichten lassen und Katholiken etwa als Siedler in neu entstandenen Orten bzw. Ortsteilen begünstigen. Dies war zum Beispiel im Dorf Ziegelerden der Fall, das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die von Redwitz zu Küps angelegt und – ebenso wie das ältere Kestel – mehrheitlich von katholischen Untertanen bewohnt wurde.
Das auf dem Toleranzedikt von 1801 basierende Religionsedikt von 1803 schrieb für die drei christlichen Konfessionen der Katholiken, Lutheraner und Reformierten die freie Religionsausübung und die staatsbürgerliche Gleichberechtigung ihrer Mitglieder fest. Noch zu dieser Zeit wurden Neugeborene aus den Gemeindebereichen Gehülz und Ziegelerden evangelischer- und auch katholischerseits in Schmölz getauft. Es gab aber auch von Schmölz zugelassene Ausnahmefälle, in denen Kinder zum Beispiel wegen Schwachheit oder tiefem Schnee „im Closter zu Cronach gegen Revers“ getauft werden durften. Die Katholiken von Kestel, Ziegelerden und Kuhberg suchten wegen ihrer abseitigen Lage 1810 – vorerst ohne Erfolg – um ihre Auspfarrung aus der evangelischen Pfarrei bzw. katholischen Kuratie Schmölz und um Angliederung an die katholische Pfarrei Kronach nach. Die bisherige „Franziskanerkuratie“, durch die die Katholiken der in protestantische Pfarreien eingepfarrten ritterschaftlichen Orte unter anderem auf dem Haßlacherberg seelsorgerlich betreut worden waren, wurde 1823 den Kronacher Kaplänen zur Pastoration übertragen.
1829 erfolgte die Umpfarrung der in den politischen Gemeinden Gehülz und Ziegelerden wohnenden Katholiken von der protestantischen Pfarrei Schmölz in die katholische Pfarrei Kronach. Die Lutheraner in den politischen Gemeinden Gehülz, Ziegelerden und Seelach sowie im Ort Rotschreuth wurden 1866 von der protestantischen Pfarrei Schmölz in das 1858 entstandene protestantische Pfarrvikariat Kronach umgepfarrt. Für die Evangelischen in den Gehülzer Gemeindeteilen Judengraben und Bürg erfolgte die Umpfarrung von Schmölz nach Kronach erst 1939.
In die 1935/36 erstellte Sammlung der „Flurnamen der Gemarkung Burgstall“ wurde die Bezeichnung Totenweg aufgenommen. Dieser Name erinnert an die Zeit, als verstorbene Gehülzer auf dem Kirchweg von Gehülz nach Schmölz zu ihrer letzten Ruhestätte verbracht wurden. Die Strecke begann im Bereich Ellmershaus/Judengraben mit dem Hüttenschrotweg und setzte sich auf Theisenorter, Burgstaller und Schmölzer Flur fort. Das Burgstaller Teilstück des Weges, für das der Name Totenweg in der Flurnamensammlung Aufnahme fand, führte durch den Südosten der Waldabteilung Zeyern. Bernd Graf