„Nordic Walking plus“: „Historisches, Heiliges und Sagenhaftes…“
„Historisches, Heiliges und Sagenhaftes in den Gemarkungen Gehülz (Nord), Rotschreuth und Seelach“ – zu diesem Thema führten der Heimatpflege-Verein Gehülz/Seelach/Ziegelerden und der Turnverein „Eichenkranz“ Gehülz im April 2008 eine weitere Folge ihrer gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Nordic Walking plus“ durch. Heimatpflege-Vereinsvorsitzender Bernd Graf, der gemeinsam mit TVE-Oberturnwartin Susanne Weber die Leitung innehatte, gab den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Erläuterungen zu verschiedenen Stationen der Laufstrecke.
Siedlungsname überquert Bach
Der Gehülzer Ruhstein, ein nahe der nach ihm benannten Straße befindlicher, unbearbeiteter Steinfelsen, diente früher als Rastplatz vor allem für Frauen, die ihren schweren Huckelkorb voller Holz, Reisig oder Gras auf dem Heimweg dort kurzzeitig abstellten. Der am Gießübel-Hang entspringende Seelabach war und ist Gehülz/Seelacher Grenzgewässer und wurde vom Steinbruchweg überquert, der zu dem um 1900 stillgelegten Lauer-Steinbruch führte. Als kleines Kuriosum könnte man es bezeichnen, dass der Siedlungsname Seelabach im Laufe der Jahrhunderte das gleichnamige Fließgewässer überquerte. Dieser Siedlungsname bezeichnete ursprünglich eine (im 20. Jahrhundert zu einem Weiler angewachsene) Einöde in der Gehülzer Flur und wurde 1982 als offizieller Straßenname in der Seelacher und in der Kronacher Gemarkung eingeführt. Die ehemaligen Gehülzer Seelabach-Häuser sind dem 1981 eingeführten Namen Tannenstraße zugeordnet.
Vom Haylingholtz zum Heiligenwäldchen
Die 2002/03 restaurierte Sandsteinmarter beim Seelacher Feuerwehrhaus war die erste Marter im Landkreis, die nach ihrer Wiederaufstellung ökumenisch geweiht wurde. Während an ihrem Standort ein Bauer erschlagen und beraubt worden sein soll, war der Errichtungsgrund für die 1874 erbaute Ellmerskapelle die Erfüllung eines Gelöbnisses nach einem günstigen Prozessausgang. Das markante und weithin sichtbare Seelacher Heiligenwäldchen, ein „geschützter Landschaftsbestandteil“, ist der kleine Überrest des sich ehemals zwischen dem Dorf Seelach, der Gehülzer Einöde Gießübel und dem Weiler Rotschreuth erstreckenden „Cronacher Haylingholtzes“, dessen Name davon herrührt, dass es zum Kronacher Kirchenvermögen gehörte. In dem nahezu hundert Jahre betriebenen Schulhaus in Dennach wurden um 1900 fast 70 Kinder der Gemeinden Seelach und Knellendorf sowie des Ortes Rotschreuth in einem Raum von 32 Quadratmetern unterrichtet.
Soldatengräber bei Dennach
Am Waldrand bei Dennach – ihrem Sterbeort – waren vorübergehend zwei deutsche Soldaten begraben, die im April 1945 von Rotschreuth aus abgefeuerten US-amerikanischen Panzergranaten zum Opfer gefallen waren. 1737 wurde zwischen Rotschreuth und Seelach die Leiche eines Seelachers übergeben, der beim Birnendiebstahl in Rotschreuth einen tödlichen Sturz vom Baum erlitten hatte. Da Rotschreuth seinerzeit zur Herrschaft Mitwitz gehörte, waren zur Untersuchung des Falles der Beamte des oberen und der Beamte des unteren Schlosses gemeinsam mit dem Gerichtsschultheiß, drei Gerichtsschöffen, dem Gerichtsknecht und einigen bewaffneten Ausschüssern aus Mitwitz gekommen. Bei der Sagengestalt des Gießübler Pöbels (mundartlich: Gsüble Püöbl) handelt(e) es sich um den Hausgeist der früheren Einöde Gießübel, der mit Besuchern und Passanten mancherlei Schabernack trieb. -bg.-
Veröffentlicht am 20. Mai 2008
Nachfolgend Fotos von Reinhard Weber