Ortsnamen „gringsdichrümm“ um den Haßlacherberg
Im oberostfränkischen Mundartgebiet des Landkreises Kronach gibt es unterschiedliche Dialektausprägungen. Am Beispiel von Ortsnamen und der Frage, wie sie hier oder dort mundartlich ausgesprochen werden, wollen wir dieser Thematik „a weng“ nachspüren und bitten dazu auch um Rückmeldungen.
Nachdem ein anderer Beitrag unseres „Mundart-Forums“ bereits den „Ortsnamen vom Haßlacherberg in heimischer Mundart“ gewidmet ist, wollen wir hier einen Blick werfen auf die Namen von Ortschaften in unmittelbarer Nähe zum Haßlacherberg. In mehreren Fällen reichen deren Gemarkungen mehr oder weniger weit in das Haßlacherberg-Gebiet hinein. In der anschließenden Auflistung folgen dem jeweiligen hochdeutschen Ortsnamen die im Zentralbereich des Haßlacherbergs gängigen bzw. überlieferten Mundartbezeichnungen für die Ortschaft und für die Einwohner:
--- Haig: Haach / Haache
--- Rottelsdorf: Hannabeggn(g)huof, Roddlsdoaff / Hannabeggn(g)hüöfe, Roddlsdoaffe, -döäffe
--- Gundelsdorf: Gundlsdoaff /Gundlsdoaffe, -döäffe
--- Knellendorf: Gnällndoaff / Gnällndoaffe, -döäffe
--- Kronach: Groanich / Groaniche
--- Neuses: Neusich / Neusiche
--- Johannisthal: Hannesdoal / Hannesdääle
--- Theisenort: Deisn(-)nodd / Deisn(-)nedde
--- Schmölz: Schmöls / Schmölse
--- Häusles: Häusla / Häuslesse
--- Burgstall: Boschdoul / Boschdoule
--- Kaltenbrunn: Kaldnbrunn / Kaldnbrünne
--- Wustungen: Wuusding, Wuusdunga / Wuusdinge.
Greifen wir den Ortsnamen Kaltenbrunn heraus. Die gleichnamige Gemarkung reicht den ganzen Rotschreuther Berg hinauf bis zur Rodungsinsel des Weilers Rotschreuth. In Gehülz spricht man den genannten Ortsnamen „Kaldnbrunn“ aus. Viele Gehülzer erinnern sich noch an den aus Kaltenbrunn stammenden Fritz Seubert, Wirt der ehemaligen Gastwirtschaft „Jägersruh“ auf der Brander Ebene in Gehülz. Teil dieser Erinnerung ist es auch, dass der Fritz immer von „Koaldnbrunn“ als seinem Herkunftsort sprach. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die alte Grenze zwischen der Herrschaft Theisenort (mit Redwitzischem Gehülz) und der Herrschaft Mitwitz auch eine Sprach- bzw. Dialektgrenze war und noch immer ist.
Das auf dem Haßlacherberg liegende Rotschreuth hatte – in enger Bindung an Burgstall – Jahrhunderte lang grund-, lehens- und gerichtsherrschaftlich zu Mitwitz gehört, was eine starke Ausrichtung der Rotschreuther Einwohner auf das Steinachtal nahe legt. Man kann nur spekulieren, ob deshalb auch die Mundart der Rotschreuther in früheren Zeiten einen „Steinachtal-Einschlag“ hatte. Kirchlich gehörten sie allerdings – von Zwischenepisoden im Zusammenhang mit der Reformation einmal abgesehen – zu Kronach. Vielleicht war diese Bindung, zusammen mit der geographischen Lage, doch entscheidender für die mundartliche Prägung des Weilers. -bg.-