„Tag des offenen Denkmals“: Heunischenburg und manches mehr
„Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie und Bauforschung“. Unter diesem bundesweiten Motto stand der „Tag des offenen Denkmals“ 2008. Für das Programm des Landkreises Kronach fand die zentrale Eröffnungsveranstaltung an der rekonstruierten Abschnittsbefestigung der Heunischenburg in Gehülz-Bürg statt (von dort fünf Fotos unten).
Dabei betonte der weitere Stellvertreter des Landrats, Bernd Steger: „Denkmalpflege geht uns alle an, weil sie jedem von uns etwas zu sagen hat.“ Wer aus der Geschichte lernen wolle, müsse Geschichte erleben können. Denkmalpflege schaffe Identifikation des Einzelnen mit sich selbst, seiner Umwelt und mit der Gesellschaft, in der er lebt. In Bezug auf die Heunischenburg stellte Steger fest: „So manche Superlative und Alleinstellungsmerkmale sind schon eingesetzt worden, um die Einzigartigkeit und hohe Wertigkeit dieses Vorgeschichtsdenkmals zu verdeutlichen.“
Attraktion im „oberfränkischen Burgenland“
Der wissenschaftliche Leiter der Heunischenburg-Forschung, Professor Dr. Björn-Uwe Abels, bot eine Sonderführung unter dem Titel: „Die Heunischenburg – eine 3000 Jahre alte Befestigungsanlage im oberfränkischen Burgenland“. Der Experte für vor- und frühgeschichtlichen Befestigungsbau informierte über den letzten Forschungsstand und legte unter anderem dar, warum die Heunischenburg unter allen Wehranlagen der Urnenfelderzeit einen ganz außergewöhnlichen Typus darstellt und warum sie weit über die Region hinaus als eines der bedeutendsten vorgeschichtlichen Monumente gilt. Anhand der Konstruktion einzelner Anlageteile sowie von verschiedenen Grabungsfunden zeigte Abels die „gesamtkontinentalen Verbindungen“ der Heunischenburg-Besatzung auf.
„Eine Trutzburg, die ihresgleichen suchte“ überschrieb die Neue Presse Kronach am 15. September 2008 ihren Bericht über das Ereignis des Vortages. In der Rubrik „Menschen unter uns“ hob Berichterstatter Rainer Glissnik hervor: „Die Forschung an der Heunischenburg war für Professor Dr. Björn-Uwe Abels das Interessanteste in 35 Jahren Dienstzeit. Zu verdanken ist die Ausgrabung dem Engagement des damaligen Landrats Dr. Heinz Köhler“ (der zur Freude des Professors der Sonderführung beiwohnte). „Die Burg offenbart ihre Geheimnisse“ stand über dem Bericht von Karl Felsecker im Fränkischen Tag Kronach vom 15. September 2008 (wobei allerdings nur von einem Teil der Geheimnisse die Rede sein kann).
Die Auftaktveranstaltung des „Denkmal-Sonntags“ bereicherte auch die „Kronacher Denkmalwochen“, die von der Stadt Kronach und der Bürgerstiftung „Historisches Kronach“ durchgeführt wurden. Auf dem Programm dieser Denkmalwochen stand auch eine erlebnispädagogische Kinderführung auf der Heunischenburg mit Dirk Eilers.
Das neue Wanderwegenetz
Zeitgleich mit der Heunischenburg-Sonderführung von Professor Abels wurde auf dem Döbraberg das neue Wanderwegenetz des Frankenwaldvereins eingeweiht, in das auch der Haßlacherberg und die Heunischenburg eingebunden sind. So ist Gehülz-Zollbrunn Hauptausgangspunkt für den Festungsweg (12 km), namengebend für den Zollbrunner Weg ab Schmölz (13,5 km) und Ziel eines in Theisenort beginnenden Wanderwegs (3,5 km). Über die späturnenfelderzeitliche Wolfsberg-Befestigung führen der als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifizierte Burgenweg (107 km) sowie der Heunischenburg-Weg, ein Haupt-Rundwanderweg mit Start und Ziel in Mitwitz (21,5 km). Übrigens liegt ein Teil des rund 1,5 Hektar umfassenden Heunischenburg-Areals in der Gemarkung Burgstall und somit auf Mitwitzer Gemeindegebiet.
Laut Frankenpost Hof vom 15. September 2008 sprudelten bei der Einweihung des Wanderwegenetzes die Superlative über das „Jahrhundertwerk“. Neu markiert wurden insgesamt 4121 Wanderkilometer, die nach Qualitätskriterien ausgesucht worden waren.
Weitere Denkmäler in Haßlacherberg-Orten
Der „Tag des offenen Denkmals“ 2008 fiel auf den Kreuzerhöhungstag (14. September), den Bezugstermin für den alljährlich nachfolgenden Gehülzer Dorfkirchweih-Sonntag. Diese Terminkonstellation war ursächlich dafür, dass es an diesem Tag in Gehülz ein weiteres denkmalbezogenes Ereignis gab: eine von den Vereinigten Nachbarn ausgerichtete, würdige ökumenische Feier am Wegkreuz in der Straße Breitenloh mit Wiederweihe nach Erneuerung des Christus-Korpusses (von dort ein Foto ganz unten). Zur Geschichte des Kreuz-Standortes erinnerte Heimatpflege-Vereinsvorsitzender Bernd Graf unter anderem daran, dass auf dem mundartlich „Gemaadaal“ genannten, öffentlichen Grundstück 1867 auf Rechnung der überwiegend sehr armen Bewohner ein dringend benötigter Gemeindebrunnen errichtet worden sei, der allerdings „nur wenig und nur schlechtes Wasser“ geliefert habe.
Hier noch ein Blick zurück: Am „Tag des offenen Denkmals“ 2001 hatte der örtliche Heimatpflege-Verein die Heunischenburg in Gehülz-Bürg und die umfassend restaurierte Kriegergedächtniskapelle „Zur schmerzhaften Muttergottes“ in Ziegelerden in den Fokus des Interesses gerückt. Zur Ziegelerdener Kapelle, die übrigens 1932 als „schönstes Kriegerdenkmal weit und breit“ bezeichnet worden war, gab der Verein aus diesem Anlass eine Sonderveröffentlichung heraus. -bg.-
Veröffentlicht am 15. 9. 2008
Nachfolgend Fotos vom 14. 9. 2008:
eines von Karl Felsecker von der Eröffnung des „Denkmal-Sonntags“,
vier von Rainer Glissnik von der Heunischenburg-Sonderführung,
eines von Rainer Glissnik von der Wegkreuzweihe.